Kleine Vereinschronik
Als im Jahre 1942 die Nahrungsmittel trotz Rationierung immer knapper wurden, hielt man überall nach Gelände Ausschau, welches unbebaut wäre und sich für Gärten eignen würde. In Böblingen bemühten sich Herr Rektor Hagele und der Leiter der Böblinger Polizei Herr Leidig darum. Gespräche mit der damaligen Stadtverwaltung führten zu dem Ergebnis, dass das Gebiet „Krumme Landen" dafür geeignet ist und zur Verfügung gestellt würde. An die Bevölkerung erging ein Aufruf, wer einen Kleingarten bewirtschaften wolle, solle sich melden. Im April 1942 fand eine Versammlung statt und am 5. Mai 1942 wurde der Ortsverein gegründet. 15 Versammlungsteilnehmer traten sofort dem Verein bei. Bei einer weiteren Versammlung wurden 40 Neuaufnahmen verzeichnet. Im Gelände „Krumme Landen" konnte man Gärten in der Größe von 2 ar zuteilen. Es wurden Sämereien, Düngemittel und Gartengeräte gemeinschaftlich besorgt. Auch wurden Fachvorträge veranstaltet. Bei Kriegsende hatte der Verein etwa 200 Mitglieder. Warum aus dieser Zeit keine Unterlagen mehr vorhanden sind, gibt es geteilte Meinungen. Durch die Militärregierung wurde der Verein Ende des Jahres 1945 wieder zugelassen.
Am 16. Dezember 1945 fand eine Versammlung statt und man wählte eine neue Vorstandschaft. Schon Anfang des Jahres 1946 konnte der Verein 413 Mitglieder nachweisen. Von der Stadtverwaltung konnte dem Verein in verschiedenen Teilen der Stadt Gelände zur Weiterverpachtung zur Verfügung gestellt werden.
So existierten im Jahr 1945 und 1946 folgende Gartenanlagen:
Bierkeller | 50 ar | Calwer Straße | 20 ar | |
Eckardsloch | 40 ar | Unterer See | 100 ar | |
Kühstelle Nord | 20 ar | Contessa l | 20 ar | |
Kühstelle Süd | 20 ar | Contessa II | 40 ar | |
Flugplatz | 194ar | diverse Grundstücke im Stadtgebiet |
ca. 45 ar | |
Oberer See | 135ar |
Von all den genannten Gartenanlagen besteht nur noch die Anlage Flugplatz, später zum Am Wasserberg mit ca. 138 ar. umgezogen.
Alle anderen Anlagen mussten im Laufe der Jahre aufgegeben werden, da die Grundstücke zum Wohnungsbau usw. benötigt wurden. Im Jahre 1947 war die Mitgliederzahl auf 696 angewachsen. Als im Jahre 1948 die Währungsreform kam und das Wirtschaftswunder begann, schrumpfte die Mitgliederzahl von 737 auf 337. Das Interesse sich kleingärtnerisch zu betätigen, sank.
1952 galten die Anlagen am oberen See und am Ganssee als Musteranlagen und wurden von anderen Gemeinden und Vereinen besichtigt. Die Vereinsleitung gab ein Mitteilungsblatt heraus, welches der monatlichen Zeitung beigelegt wurde. Als im Jahre 1957 der Verein sein 15jähriges Bestehen feierte, gehörten ihm seit der Gründung noch 64 Mitglieder an. Vom Jahre 1958 ist zu berichten, daß die Mitgliedszahl 693 betrug. 236 Kleingärten waren verpachtet und zwar: Anlage Ganssee 54, Oberer See 40, Bieseler 20, Flugplatz 80, Herdweg 10, Jägerhaus 18, Kühstelle 14.
Am 23.9.1967 feierte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum. Dem Verein standen zu dieser Zeit 11 Hektar Gartenland zur Verfügung. Die Mitgliedszahl war auf über 900 angestiegen. Als Jubilare konnten 30 Gartenfreunde geehrt werden. Im Jahre 1970 zählte der Verein über 1.000 Mitglieder.
Viele Jahre sind in der kleinen Vereinschronik nicht erwähnt. Sie alle waren Jahre der Mühe und des selbstlosen Einsatzes der Vorstandsmitglieder zum Wohl und Gedeihen des Vereins!
An den Landeswettbewerben nahmen auch Kleingartenanlagen des Vereins mit Erfolg teil.
Viele Schnittlehrgänge und Fachberaterkurse sind in all den Jahren durchgeführt worden.
Hier ist besonders die Tätigkeit unseres langjährigen 1. Fachwartes des Gfr. Walter lobenswert zu erwähnen.
Die alljährlich stattfindenden Gartenfeste, welche abwechselnd in den Anlagen „Ganssee", „Baumgarten" und „Beckenklinge" durchgeführt werden, sind Höhepunkte der Vereinsveranstaltungen.
Nicht zu vergessen ist auch das alljährlich stattfindende Lampionfest in der Anlage Ganssee, welches mit viel Liebe von den dortigen Gartenfreunden arrangiert wird.
Auch die Faschingsveranstaltungen im „Gansseestüble" und in der „Gartenschenke" finden guten Anklang.
Das einstige Schrebergartenmilieu gehört größtenteils der Vergangenheit an.
Heute stehen nicht nur die wirtschaftliche Nutzung, sondern der Freizeitwert, die Gartengestaltung im Rahmen der allgemeinen Grünplanung, gesunde Ernährung und auch der Beitrag zum Umweltschutz im Blickpunkt der Kleingartenbewegung.