August/September 2018
Im August und September wird im Kleingarten weiter geerntet. Die diesjährige Hitzeperiode wird aber bei manchen Gemüse- und Obstsorten die Erträge schmälern, da durch die Trockenzeit und hohe Temperaturen das Rüben- und Knollengemüse, sowie Obst geringere Erträge liefern wird. Auch die anderen Pflanzen sind einem höheren Stress ausgesetzt und sind somit gegen Krankheiten anfälliger.
Wir Kleingärtner sollten somit jetzt unsere Pflanzen stets im Auge behalten, um größere Schäden durch Schadinsekten, Pilze, Milben, Würmer rechtzeitig zu verhindern. Besonders Pilzerkrankungen müssen sehr schnell behandelt werden, da die Ausbreitung dieser Krankheit über Sporen sehr rasant fortschreitet. Alle Pflanzen sollten jetzt mit genügend Wasser, entweder in den Abend- oder Morgenstunden versorgt werden. Pflanzen, die auf Nässe empfindlich reagieren (von Pilzerkrankungen sehr schnell befallen werden, wie z.B. Zucchini, Tomaten, Gurken, Kürbis, Weinreben) sollten morgens gegossen werden. Unsere Pflanzen sollten jetzt in regelmäßigen Zeitabständen auch mit Naturdünger über das Gießwasser versorgt werden, so kommen sie stressfrei über die andauernde Trockenzeit.
Pflanzen, die leicht von Pilzerkrankungen befallen werden, dürfen jedoch nicht mit hoch stickstoffhaltigem Dünger gedüngt werden, da Stickstoffe die Entwicklung der Schadpilze fördern.
Echter Mehltau
Die heiße und trockene Witterung wird auch wohl noch im August anhalten. Viele Kleingärtner meinen, dass ihre Pflanzen bei dieser Wetterlage von Pilzerkrankungen verschont bleiben, weil Pilze ein feuchtes Milieu benötigen. Dem ist nicht so. Es stimmt, dass die meisten Pilzerkrankungen gewöhnlich beim schwülen feuchten Wetter auftreten aber der Echte Mehltau ist ein typischer „Schönwetterpilz“, der sich jetzt beim sehr warmen und trockenen Wetter massiv ausbreiten kann.
Abb. 1: Echter Mehltau als weißer mehliger Belag auf der Oberfläche eines Kürbisblattes und Eichenblattes
Beim sog. Echten Mehltau (Erysiphaceae) hat man nicht nur mit einer Pilzart zu tun, sondern einer ganzen Familie mit ca. 19 Gattungen und mit über 100 Arten, die der Klasse der Leotiomyceten zugeordnet werden. Sie befallen verschiedene Pflanzen, vom Eichenbaum bis hin zu verschiedenen Gemüse- und Zierpflanzen und leben in der Regel als Ektoparasiten (oberflächlich) auf der Oberfläche der Wirtspflanzen, meistens auf der Oberfläche der Blätter (Unterscheidungsmerkmal zum Falschen Mehltau, der in der Regel die Unterfläche des Blattes der Pflanzen befällt). Bezeichnend für die Echten Mehltau-Arten ist der weißliche bis graue Belag (s. Abb. 1), den das Pilzgeflecht (Myzel) auf der Blattoberfläche der Pflanzen und deren Triebe bildet, der leicht abwischbar ist. Im Gegensatz zu vielen anderen parasitären Pilzen dringt der Echte Mehltau nicht in das Pflanzengewebe (in die inneren Pflanzenzellen) ein, sondern das Pilzgeflecht wächst auf dem Blattgewebe und dringt nur durch Saugorgane (sog. Haustorien ) in die Zellen der Pflanze ein, um an die Nährstoffe der Pflanze heran zu kommen.
Befall:
Echter Mehltau befällt im Gartenbau Zucchini, Gurken, Kürbis, Wein, Möhren, Stachelbeeren, Apfelbäume, Rosen, Aster, und weitere Zierpflanzen.
In Kleingartenanlagen sind meistens alle diese Pflanzen vertreten, somit können die Pilzsporen mit Hilfe der kleinsten Luftbewegung gesunde Pflanzen in den Nachbarparzellen erreichen und so diese Erkrankung in der Anlage schnell verbreiten. Denn die Sporen werden stets durch den Turgordruck aus den Fruchtkörpern des Pilzes auf der befallenen Pflanze herausgeschleudert und durch Wind und Luftbewegung stets weiter transportiert. Erreichen sie eine neue Wirtspflanze, so dringen sie durch die Spaltöffnungen ins Wirtsgewebe ein und die Pflanze wird mit dem Pilz infiziert.
Die Sporen keimen bereits bei Temperaturen von 10° bis 13° C, das Optimum liegt aber bei 30° C.
Damit wird die Entwicklung dieses Pilzes bei heißen Temperaturen begünstigt. Der Echte Mehltau fühlt sich bei warmen trockenen Wetter sehr wohl. Er keimt auch bei Trockenheit. Daher wird er auch „Schönwetterpilz“ genannt. Epidemien sind bereits durch kurze Inkubationszeiten (ab 6 Tage) möglich. Das Temperaturoptimum für das Pilzmyzel liegt bei 20° C. Die Konidienbildung mit den drin enthaltenen Sporen wird durch trockene Witterung bei hohen Temperaturen gefördert, so dass die echten Mehltaupilze bei hohen Temperaturen, intensiver Sonneneinstrahlung und geringer Luftfeuchtigkeit besonders stark die Pflanzen befallen. Konidien treten beispielsweise im Sommer beim Apfelschorf auf und spielen als Auslöser vieler Pilzkrankheiten bei Pflanzen eine zentrale Rolle. Bei Tag-Nacht- Temperaturdifferenzen von 10 - 25° C wird die Sporenbildung (Sporulation) optimal gefördert. Die Ausbreitung wird durch geringe Niederschläge und regelmäßige Taubildung nachts, beschleunigt.
Die Überwinterung erfolgt als Mycel in den Knospenschuppen mehrjähriger Pflanzen, wie z.B. auf Rosensträuchern und Apfelbäumen oder als Fruchtkörper im Freiland, die nach dem Verfaulen der Pflanzenteile den Boden und die jungen Pflanzentriebe befallen. Deswegen ist es im Kleingarten sehr wichtig, die Pflanzenreste befallener Pflanzen gleich zu beseitigen und in den Hausmüll zu entsorgen.
Bekämpfung
Befallene Pflanzenteile müssen sofort nach Befall entfernt und in den Hausmüll entsorgt werden. Sie dürfen nicht auf den Komposthaufen. Nach der Beseitigung der Schadreste wird beim biologischen Anbau empfohlen, eine Behandlung mit frischer Rohmilch (keine H-Milch, am besten man verwendet Milch direkt von der Kuh) im Verhältnis 1 : 8 mit Wasser vermischt durchzuführen. Mit dieser Spritzbrühe sollte man die Pflanze alle 2 bis 3 Tage besprühen. Die Pilze werden durch die in der Milch enthaltenen Mikroorganismen effektiv auf natürliche Weise bekämpft. Es kann auch ein Molke-Wassergemisch im Verhältnis 1 : 30 verwendet werden, mit der man auch alle 2 bis 3 Tage die Pflanzen besprüht.
Abb. 2: Für den Haus- und Kleingarten zugelassene Mittel zur Bekämpfung von Mehltau
Im Ernstfall können aber auch für den Haus- und Kleingarten zugelassene und in den Gartenzentren erhältliche Mittel angewandt werden, wie z.B. Celaflor Pilzfrei Ectivo, Atempo Kupfer-Pilzfrei von Neudorff oder Compo Ortiva Spezial Pilz-frei (s.Abb. 2). Bei der Anwendung dieser Mittel sind die Dosierung, Wartezeiten und die Anwendungsvorschriften zu beachten.
Falscher Mehltau
Der Falsche Mehltau (Peronospora) ist, im Gegensatz zum Echten Mehltau, auf hohe Feuchtigkeit angewiesen, um zu wachsen und sich weiter vermehren zu können. Er kommt daher besonders häufig in feuchten Gewächshäusern und bei feuchter Witterung im Freiland im feuchten Milieu vor. Kann somit als ein typischer „Feuchtwetterpilz“ bezeichnet werden. In Gewächshäusern mit schlechter Durchlüftung, wo das Kondenswasser auf Pflanzenteile heruntertropft, können die Sporen leicht die feuchten Stellen der Pflanze besiedeln. Besonders im Frühjahr und Herbst kann es dort zum starken Befall kommen.
Der Falsche Mehltau dringt, im Gegensatz zum Echten Mehltau, mit seinem Pilzgeflecht (Myzel) in das Gewebe der Pflanzen ein. Mit seinen Hypien zerstört er das Zellgewebe der Pflanze. Von dort aus gelangen die Sporenträger durch die Spaltöffnungen auf den Blattunterseiten (beim Echten Mehltau auf der Blattoberseite) nach außen, wo sie als ein grau-blauer Pilzrasen für uns sichtbar werden (s. Abb. 3).
Abb. 3: Falscher Mehltau auf einem Weinblatt sowohl von der Unerseite (weißer bis blauer Belag) als auch Oberseite des Blattes (gelbe Mosaikplätzchen) sichtbar, weil der Pilz das Innere des Blattes befallen hat
Eine Übertragung der Sporen auf andere Pflanzen erfolgt, ähnlich wie beim Echten Mehltau, überwiegend durch den Wind und Luftbewegungen, in dem von den Sporenträgern des Pilzes auf den befallenen Pflanzen stetig Sporen in die Luft abgegeben werden. Sobald die Sporen eine neue Wirtspflanze erreicht haben, dringen sie durch die Spaltöffnungen ins Wirtsgewebe ein, wo sie zwischen den Zellen das Pilzgeflecht mit Hyphen ausbilden. Über die Ernährungsorgane (Haustorien), die in die Pflanzenzellen eindringen, entnehmen die Pilze der Pflanze Nährstoffe und schädigen sie dadurch erheblich. Zur Fortpflanzung wachsen die Hyphen aus den Spaltöffnungen heraus und bilden (wie gehabt) erneut verzweigte Fruchtkörper (Sporangienträger). Mit dem Wind werden die Sporen auf weitere Pflanzen übertragen, so dass in kürzester Zeit die Pflanzen in der gesamten Gartenanlage befallen werden können.
Der Falsche Mehltau überdauert in der Kleingartenanlage, in dem er am Jahresende kleine, dunkle Dauerkörper bildet, die im Frühjahr für einen neuen Befall sorgen. Sie überwintern im Inneren des Pflanzengewebes und können erst nach dem Verfaulen der Pflanzenteile den Boden und die jungen Pflanzentriebe befallen. Deswegen ist es im Kleingarten auch bei Pflanzen, die durch Falschen Mehltau befallen sind, sehr wichtig, dass die Pflanzenreste gleich beseitigt und in den Hausmüll entsorgt werden.
Vorbeugung gegen Falschen Mehltau
Sorten pflanzen, die besonders resistent gegen Mehltau sind.
Ausreichenden Abstand zwischen den Pflanzen lassen, damit genügend Luftbewegung zwischen den Pflanzen vorhanden ist und eine Abtrocknung der Blätter rasch erfolgt (deswegen auch morgens Gießen nicht abends).
Überdüngung mit Stickstoff vermeiden, denn Stickstoff fördert die Mehltaubildung.
Nur im Wurzelbereich gießen nicht auf die Blätter.
Mehltauempfindliche Pflanzen in Mischkulturen mit Schnittlauch, Kerbel Basilikum, oder Knoblauch setzen, die der Mehltau nicht mag.
Mehltau bekämpfen
Alle betroffenen Pflanzenteile entfernen. und in die Hausmülltone entsorgen. Nicht auf den Kompost werfen, weil sich sonst die Pilzsporen weiter im Garten ausbreiten.
Mit Ackerschachtelhalmbrühe oder Rainfarnbrühe spritzen die mit ihrem hohen Anteil an Kieselsäure die Zellstruktur der Pflanzenblätter stärken. Damit kann der Mehltaupilz schwerer in die Pflanze eindringen.
Sonst können auch für den Haus- und Kleingarten zugelassene und in den Gartenzentren erhältliche Mittel angewandt werden, wie z.B. Atempo, Compo Ortiva Spezial Pilz-frei oder Bayer Garten Spezial-Pilzfrei Aliette (s. Abb.2).
Bei der Anwendung dieser Mittel sind die Dosierung, Wartezeiten und die Anwendungsvorschriften zu beachten
Unterschied zwischen Echtem- und Falschen Mehltau
Die Unterscheidung zwischen dem Echten Mehltau und dem Falschen Mehltau sind nicht so einfach als Bewertungskriterium heran zu ziehen. Die einzige Regel ist, dass sich der Pilzbelag beim Echten Mehltau überwiegend auf den Blattoberseiten bildet und beim Falschen Mehltau überwiegend auf den Blattunterseiten. Typisch für den Echten Mehltau ist weiterhin, dass sich der Belag von den befallenen Pflanzenteilen abwischen lässt, weil der Pilz sich nur auf der Oberfläche der Blätter festsetzt. wo er mit speziellen Saugfortsätzen in das Gewebe eindringt und sich dort vom Zellsaft ernährt. Beim Falschen Mehltau gebildeter Belag ist nicht einfach abwischbar, da seine Sporen tief in das Blattinnere eindringen und sich dort ausbreiten und das Zellgewebe der Pflanze zerstören. So ist er auf der Blattunterseite und Blattoberseite deutlich sichtbar.
Termine: Am 25. August 2018 um 10:00 Uhr findet in der Gartenanlage „Am Wasserberg“ eine Sommerbaumschnitt-Vorführung statt, zu der alle Gartenfreunde eingeladen sind.
Hubert Wnuck, Fachberater der Gartenfreunde Böblingen e.V.